Augusta Raurica 2023 - Das grösste Römerfest der Schweiz
Es war ein sehr heisser Mittwochabend, ja fast Nacht, als ich mit meinem Auto, beladen mit Reenactment-Ausrüstung, auf das noch leere Feldlager ankam. Was heisst hier leer? Ein Zelt, das als einziges der Hitze trotzte, war bereits aufgestellt. Das Licht eines Öllämpchens flackerte durch den Stoff. Es war die Unterkunft unseres Aquilifers, doch von ihm keine Spur. Im Dunkeln sah ich eine Gestalt näherkommen. Und da war er auch schon, unser Aquilifer. Der Primus auf dem Platz. Er hatte sich eine nächtliche Abkühlung gegönnt. Es war etwa 22 Uhr, und wir hatten immer noch rund 30 Grad auf den Thermometern. Ich stellte mein Zelt gegenüber im Scheinwerferlicht meines Autos auf, schlüpfte in die Gewandung des Legionärs und wir genossen gemeinsam bei gemütlichem Lagerfeuer eine Flasche Wein.
Lagerfeuer! Wir hatten in diesem Jahr Glück, denn trotz der Hitze wurde kein Feuerverbot oder gar ein absolutes Feuerverbot wie im Jahr 2022 verhängt!
Am Donnerstagmorgen ging es früh los. Das heisst, die anderen, Helfer und Mitarbeiter des Museums, hatten uns geweckt, während sie fleissig mit dem Traktor die Holzschnitzel für die Gehwege heranfuhren und verteilten. Es war deutlich kühler, nur noch knapp 25 Grad, und wir wussten, dass die Temperaturen allmählich wieder steigen würden, so wie es vorhergesagt wurde. So machten wir uns an die Arbeit zum Aufbau des Legionärlagers für das alljährliche Römerfest von Augusta Raurica. Nach und nach trudelten immer mehr Mitglieder der Legio XI Schweiz ein, und auch unsere Freunde aus dem Ausland kamen langsam dazu, angefangen mit der Legio X aus Tschechien. Wir setzten die Pflöcke für die Absperrung ein, entluden den Anhänger, verteilten die Sonnensegel und Küchenzelte in den vorgegebenen Zonen. Auch die Legionärszelte und Zelte der Offiziere wurden an den vorgegebenen Plätzen zugewiesen und aufgebaut. Langsam füllte sich der Platz. Wir kamen gut voran, wo Hilfe nötig war, wurde geholfen. Alles ging sehr zügig voran, sodass wir uns am späteren Nachmittag entschieden, eine kleine Kneipe aufzusuchen, um uns bei einem Eis oder einem Getränk abzukühlen. Auf dem Rückweg zogen dunkle Wolken auf. Einer in der Gruppe meinte noch, dass sie uns nicht treffen, sondern nur streifen würden. Sie kamen immer näher. Kaum hatten wir das Sonnensegel aufgebaut, schüttete es bereits in Strömen. Es stürmte so stark, dass einem buchstäblich die Tunika vom Leib geblasen wurde. Der Sturm legte sich noch am Abend. Diejenigen, die schon da waren, versammelten sich am Lagerfeuer.
Beim Sturm windete es einem buchstäblich die Tunika weg!
Am Freitag war es nicht mehr so heiss wie an den Vortagen, und so war es angenehmer beim Aufbau. Die restlichen Sachen wie Sonnensegel, Küchenzelt, Sacellum wurden aufgebaut. Die übrigen ausländischen Gruppen trafen ein und bauten ihrerseits ihre Legionärszelte auf. Am Abend fand dann noch ein kleines Exercitium mit unserem Optio ad spem statt, damit sich alle mit den gängigen Befehlen vertraut machen konnten.
Samstag, erster Besuchstag. Über Nacht hatte es stark geregnet und am Morgen blieb es bewölkt; es regnete und nieselte immer wieder. Trotzdem war der Besucherandrang gross und wir trafen auf ein sehr interessiertes Publikum. Nach dem Mittag gab es ein offizielles Exercitium, bei dem jede Gruppe ihre Fähigkeiten dem Publikum demonstrieren konnte. Am späteren Nachmittag gab es die Pompa, den Umzug mit allen Gruppen, einmal durch das ganze Gelände bis hinunter zum Theater, wo wir den Kaiser begrüssten und wieder zurückkehrten. Danach ging es wie gewohnt weiter mit unseren einzelnen Ständen im Lager, wo wir den Besuchern das Münzwesen, den Medicus, Lagergegenstände usw. erklärten.
Das grosse Highlight später war das Abendprogramm. Ein kulinarisches Erlebnis war unser „Abendbrot“, ein Römermahl mit Lukanerwürsten, Couscous, Gemüse – man kann es gar nicht beschreiben. Sehr lecker auf jeden Fall. Später, als alle Bäuche rund und satt waren, zogen wir in einem Fackelumzug Richtung Theater, wo wir abwechselnd durch Gladiatorenkämpfe und Tanzeinlagen hübscher Tänzerinnen unterhalten wurden.
Am Sonntag war es mehr oder weniger das gleiche Programm. Wache, Wachablösung, Exercitium, Pompa. Die Zeit verging auch wie im Fluge, und so war dann offiziell um 17 Uhr Schluss mit der Veranstaltung. Das Wetter wurde auch besser, sodass wir unsere Zelte sogar trocken abbauen konnten. Und das war es dann auch schon gewesen, das Römerfest Augusta Raurica 2023.
Valete
Scribonianus