Im Frühjahr 2013 bereiteten wir uns darauf vor nach Rom zu reisen, um an den Feierlichkeiten des Natale di Roma teilzunehmen. Der Natale di Roma erinnert an den Tag der Gründung Roms im Jahre 753 v. Chr., der alljährlich am 21. April gefeiert wird. In einem feierlichen Zug auf der originalen Via Sacra wird das Forum Romanum wieder zum Leben erweckt und an die Tradition der Triumphzüge des kaiserlichen Roms angeknüpft.

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Zu diesem Anlass haben wir uns etwas ganz Spezielles ausgedacht, das uns von der herkömmlichen Zurschaustellung von römischen Gewändern und Rüstungen von den anderen Gruppen abhob und uns näher an die römische Überlieferung führte.

Antike Bildzeugnisse liefern uns heute Informationen über den Ablauf eines römischen Triumphzuges. Ein strenges Reglement gliederte die Feierlichkeiten. Nichts wurde dem Zufall überlassen.

Für unseren Auftritt planten wir die Rekonstruktion eines Tropaion, eines Gabentisches. Ein Relief auf dem Triumphbogen des Titus in Rom zeigt eine bis ins kleinste Detail wiedergegebene Abbildung eines so genannten Tropaion. Acht Römische Soldaten tragen einen grossen Tisch auf ihren Schultern. Auf diesem Gabentisch werden Beutestücke aus den Feldzügen der Armee für die tausenden von Menschen am Strassenrand zur Schau getragen. Dabei tragen die Soldaten weder Waffen noch Rüstung, was seit den Tagen des General Sulla verboten war. Letzterer war mit seinen Legionen im Bügerkrieg bewaffnet in die Stadt einmarschiert. Eine Schande!

Booty_from_the_Dacian_warsDie Legionäre von damals waren für den Triumphzug in weisse Seidentuniken gehüllt. Auf dem Kopf durften sie nur an diesem besonderen Tag einen Lorbeerkranz tragen – eine ehrenvolle Auszeichnung. Ohne Zweifel ein ganz anderes Bild, als das was die Besuchern in Rom heutzutage zu Gesicht bekommen! Viele Reenactors versuchen sich gegenseitig mit den fantasievollsten Ausrüstungen zu übertrumpfen / wir wollten wir unseren Auftritt so echt wie möglich gestalten. Unser Ziel war klar. Wir bauen ein Tropaion, so wie es auf den alten Reliefs und Monumenten zu sehen ist.

Im Frühling 2013 nahm sich Andy Schrade dieser Aufgabe an. Er ist dipl. Industriemeister und war dafür prädestiniert, diesen Gabentisch zu bauen. Seine Ausdauer und sein handwerkliches Können trugen schliesslich zum Erfolg bei.

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Und so konnten wir uns kurz vor dem Natale Roma alle zum Probetragen bei Andy treffen.Ein kleines Detail erwies sich am Ende als sehr wertvoll. Auf den Reliefs sehen wir die Träger mit Stöcken, die am oberen Ende einen kleinen Halbmond aufweisen. Uns war schnell klar, dass es sich dabei um Stützen handeln musste! In Rom erwiesen sich die Stützen als unentbehrliches Attribut! In einem Blumengeschäft in der Schweiz liessen wir uns auch Lorbeerkränze nachbilden, so wie auf den Reliefs abgebildet. Unbenannt2Unsere Frauen gingen in ihren schönen römischen Kleidern dem Tropaion voran und streuten Blumen auf den Boden, wie es in den Überlieferungen steht. Der Legionsadler und die Legionsfahne, das Vexillum, wurden von zwei Legionären vor dem Tropeion präsentiert. Laute Rufe zur Ehre der Legion hallten aus den Mündern der Soldaten. Auch vor 2000 Jahren sangen tausende von Veteranen Siegeslieder zum Gedenken an eine glückliche Rückkehr.

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Unser Tisch wog am Schluss 200 Kg. Aufgeteilt auf acht Mann. Wir dekorierten ihn mit erbeuteten Schilden, Helmen, Waffen und Schmuckgegenständen.

Und so kam es, dass diese weiss gekleideten Schweizer mit diesem eigenartigen Tisch auf den Schultern für viele moderne Römer an eine eigenartige Darstellung boten, die nicht von jedem Besucher verstanden wurde. Zu sehr wich das Bild des medial wirksameren Römer in glänzender Rüstung vom historischen korrekten Vorbild ab.

Unbenannt3Für uns war dieser Anlass eine erhabene Erfahrung, die wir nicht so schnell vergessen werden. In diesen lauen Aprilabenden sassen wir in Rom in einem Restaurant vor dem Pantheon und sinnierten über vergangene und zukünftige Abenteuer unseres Vereins.

Centurio Livius