Die Ausrüstung eines Zenturios aus dem 1. Jh. n. Chr.: Ein Rekonstruktionsversuch
Fachleute gehen heute davon aus, dass die Ausrüstung der Zenturionen verschieden sein konnte, selbst innerhalb der gleichen Einheit. Die vorliegende Ausrüstung basiert neben wissenschaftlichen Berichten auch auf bildlichen Überlieferungen, wie Grabsteine oder Reliefs, und auf originalem Fundmaterial.
Wie bei Offizieren aus der heutigen Zeit, war es sicherlich auch bei den Zenturionen so, dass sie für jeden Anlass eine andere Garderobe benutzten.
Zur jeder Kampfausrüstung zählte sicher der Schwert, Helm, und Körperpanzerung in Form eines Ketten- Schuppen- oder Muskelpanzers. Der Schienenpanzer der Legionäre war bei den Zenturionen als Kampf Ausrüstung auch in Gebrauch.
Meistens sieht man auf Grabsteinen von Zenturionen aber die klassische lorica hamata, das Kettenhemd. Als Primärschutz diente dem hohen Offizier der rechteckige scutum der Legion oder ein ovaler flacher Schild sowie eine runde parma, ein flacher runder Schild, wie sie bei den Feldzeichenträgern benutzt wurde. Verzierte Beinschienen (ocrea) rundeten die Kampfausrüstung ab. Wir wählten für unseren Zenturio eine musculata, eine klassische Muskelpanzerung. Zur Galauniform gehörte noch Schmuck. In Form von silbernen Ringen, Armreifen und Orden, die auf der Brust an einem Lederkorsett gezeigt wurden. das palaudamentum, der Umhang und die vitis, der Rebstock – das Erkennungszeichen eines jeden Zenturios.
Das Pferd des Zenturios
Für das Jubiläumsfest in Augst hat sich fast jeder aus unserem Verein etwas Spezielles einfallen lassen. Der Zenturio wollte als oberster Offizier in diesem Lager auch standesgemäss auf einem Pferd die Truppen
abnehmen. Seit über 20 Jahren reitet unser Zenturio Yves Rüttimann, wie er im heutigen Leben heisst. So war es kein Problem dieses Experiment auf die Beine zu stellen. Das Pferd durfte nicht zu gross sein, da die römsichen Pferde kleiner waren als die heutigen Tiere.
Sattel und Zaum wurden von einer römischen Reiterreenactmenttruppe gesponsert. Das Pferd gehört Nina Büsser die mit Yves Rüttimann befreundet ist. Die Centurionenausrüstung bestand schon seit langer Zeit und musste nur noch kombiniert werden. Anhand originaler Fragmente von Grabsteinen konnte ersehen werden wie Reiter zur Zeit der Römer ausgesehen haben. DasTraining mit dem Pferd Juan begann schon im Frühjahr 2014.
Adlerknaufschwert
Diese Rekonstruktion eines Parazoniums, wie die Adlerknaufschwerter in der Antike hiessen, basiert auf Originalen aus dem 2. Jh. n. Chr. sowie Originalen aus Funden von Kalkriese(D).
Die Vermischung von Elementen aus verschiedenen Jahrhunderten hat rein ästhetische und künstlerische Gründe.
Das Original dieses Schwertes war Bestandteil einer Bronzestatue und wurde als Abbruchfragment im Boden gefunden. Wahrscheinlich waren diese Schwerter, ausser der metallenen Klinge, aus organischen Materialien. Der Griff bestand aus Elfenbein und die Scheide aus Holz mit Lederüberzug. Die Schmucksteine sind in Silber gefasst und ähneln dem Schmuck auf der rekonstruierten Schwertscheide aus Kalkriese (frühes 1. Jh. n Chr.).
Das Parazonium war schon in der griechischen und vorrömischen Epoche in Gebrauch. Es war nur 50 cm lang und ausschliesslich als Prestigeobjekt oder aus Auszeichnung gedacht. Viele Kaiserstatuen aus der römischen Zeit zeigen sind mit solchen Schwertern oder Dolchen versehen.