Capsarii et Medici - Pfleger und Fachärzte
Der Schrank des Medicus
Als Medicus Legionis benötige ich für meine Medikamente, Gläser, Wachstafeln und die chirurgischen Utensilien einen transportablen Schrank.
Auf der Suche nach historischen Überlieferungen von Schränken wurde ich vor allem in Pompeii und in Herculaneum fündig. Diese Schränke waren primär als Lagerort für das Geschirr oder anderes gedacht. Die Nutzung im medizinischen Sinn ist nicht belegt, aber plausibel.
Es gibt zwar Darstellungen chirurgischer Instrumente bei Gräbern von Ärzten – doch leider keine Fresken, die zum Beispiel eine Arztpraxis oder ein Lazarett darstellen.
Auf meiner Suche bin ich aber bald einmal auf die Abbildung eines Verkaufsstandes eines Messerschleifers/Händlers und einer Abbildung eines Arztes neben seinem „Büchergestell“ gestossen. Aufgrund dieser Vorlage habe ich eine Skizze erstellt. Bei Linea Antiqua in Deutschland erhielt ich zudem wertvolle Tipps.
Der Korpus besteht aus massiver Buche, die Ablageflächen im Innern sind aus Tannenholz und mit Buchenleisten verziert. Die Kästchen und Türen wurden aus furniertem Birkenholz und Pappelholz gefertigt. Diese Technik ist schon seit der 18. Dynastie in Ägypten (1550–1292 v. Chr.) bekannt und wurde unter anderem auch bei den Schilden der römischen Legionäre angewendet. Dübel, Nägel und Leim sorgten für die Stabilität meiner Konstruktion.
Ein zentraler Bestandteil waren die Kästchen zur Aufbewahrung der Arzneien. Diese mussten genügend Platz bieten, aber auch einfach verschlossen werden können. Nach der anfänglichen Idee, die Kästchen mit Leder zu verschliessen, entschied ich mich, diese lieber mit einem Kupferblech zu verschliessen. Leder hat die Eigenschaft, Feuchtigkeit besser aufzunehmen. Das Risiko wäre zu gross gewesen, dass die Kräuter Schimmel ansetzen. Als Vorlage für diese Kästchen wurde eine römische Reiseapotheke genommen, welche in vielen verschiedenen Variationen (Holz, Elfenbein, Metall) gefunden worden ist. Zentrales Merkmal dabei ist der Schiebedeckel.
Am Ende entstand ein wunderbares Möbelstück, das sich an historischen und archäologischen Vorlagen orientiert.
Der Garten des Medicus
Als Medicus Legionis, lege ich bei der Herstellung von Salben und Medikamente Wert auf eine hohe Qualität der Drogen (Ingredienzien der Medikamente). Heute gibt es beste Drogen in Bioqualität. In der Antike war dies aber nicht so. Da es keine Reinhaltegebote oder Kontrollen gab, wurden die Drogen oft gestreckt oder verfälscht. Dies konnte natürlich verheerende Folgen haben.
Nicht nur die Wirksamkeit der Medikamente und Salben konnte darunter leiden, sondern auch der Ruf eines Arztes für immer zerstört werden. Es gibt mehr als ein Beispiel, bei dem ein Arzt wegen schlechter Behandlung in Verruf geriet. Ob dies auf die Qualität der Medikamente oder die Behandlungsmethode zurückzuführen war, ist heute nicht mehr zu eruieren.
Das Verfälschen der Drogen war ein gängiges Geschäft. Nur ein geschultes Auge konnte schlechte Ware von der guten unterscheiden. So nutzen renommierte Ärzte nur sichere Quellen, sei es bei einem Apotheker, Salbenmischer oder Händler des Vertrauens. Vor allem bei den seltenen Drogen aus Afrika, dem fernen Osten oder Asien war es wichtig eine sichere Quelle zu haben. Dabei handelte es sich vor allem um Harze und Opium.
Naturwissenschaftler wie Plinius der Ältere oder Dioskurides, welcher als der berühmteste Pharmakologe der Antike bekannt ist, liefern mir heute die Grundlagen die ich benötige um einen Medizinalgarten anlegen zu können, welcher unserer mitteleuropäischen Region entspricht.
In meinem Garten finden sich heute Pflanzen wie: Rittersporn, Tollkirsche, Wundklee, Beinwell, Römische Kamille, Mauerpfeffer, Hirtentäschchen, Lupine, Brombeeren, Malve, Mohn, Thymian, Ringelblume, Johanniskraut, Schafgarbe, Feige, Breit und Spitzwegerich, Brennnessel, Lavendel, Bilsenkraut, Rosen, Rosmarin, Minze Wurmfarn, Pfaffenhut, Christrose u. v. m.
Stets auf der Suche nach dem idealen Standort für neue Pflanzen, welche mir noch fehlen, wie z. B. Alraune, sind unsere Hausgärten oft viel zu fett (i. e. nährstoffreich) für Heilpflanzen. Daher lege ich bei Bedarf entsprechende Beete an, um die optimale Kulturbedingung zu schaffen. Einige Pflanzen aber müssen nicht direkt kultiviert werden, sondern suchen sich ihren Platz selbst – oft gedeihen diese am besten.
Ist der richtige Moment gekommen, wird geerntet. Hierbei kommt es darauf an, was man aus welcher Pflanze gewinnen will, z. B. Blüten, Kraut, Wurzeln, Früchte, Öl, Harze etc. Je nach Weiterverarbeitung werden die gewonnenen Pflanzenteile getrocknet oder direkt verwendet. Dank der vielen Rezepte, welche von Scribonius und Celsus überliefert sind, und den Studien von Plinius und Dioskuriedes, besteht ein grosses Versuchsfeld. Da aber viele der alten Rezepte mit hochgiftigen Oxiden und Pflanzenteilen versetzt wurden, beschränke ich mich bei den Versuchen auf Rezepte, welche kein Risiko für die Gesundheit darstellen und sich hauptsächlich im Bereich der Wundheilung oder kleinere Alltagsleiden befinden. Bis jetzt habe ich mit allen Rezepten, welche ich in Selbstversuchen oder an unseren Legionären getestet habe, immer die gewünschte Wirkung erzielt.
Rezepte waren in der Regel geheim und wurden höchstens in Ausnahmefällen unter Berufskollegen ausgetauscht. Sie waren die Garantie des Erfolges eines Arztes. Bei Celsus und Scribonius tauchen auch fremde Rezepte auf, die aber immer mit dem Namen des Arztes, welcher das Rezept erfunden, hat versehen sind.
Tomi Zeller